Wie der Bezirksverband Alpenland entstand
von Robert Oppenländer
Die Vorgeschichte...
Nachfolgend das Rundschreiben des LV Bayern e.V. vom 11. Dezember 1973
Betrifft: Führung und Arbeitsfähigkeit des Bezirkes Oberbayern
Liebe Kameradinnen und Kameraden!
Im Vollzug der Beschlüsse des LV-Vorstandes aus seine Sitzung vom 8.d.M., bitte ich, vom Folgenden Kenntnis zu nehmen:
Der LV-Vorstand hat sich mit eurer Wahl bei der Bezirkstagung vom 20. Oktober 1973 beschäftigt und festgestellt, dass diese nicht rechtens zustande gekommen ist, weil dem alten Vorstand keine Entlastung erteilt und trotzdem Mitglieder desselben in den neuen Vorstand gewählt wurden, weil darüber hinaus die Fortführung der geschäfte bis zur späteren Entlastung des alten Vorstandes nicht gewährleistet ist.
Der Vorstand hat deshalb beschlossen:
- Kamerad OPPENLÄNDER - Geretsried, Alpenstr. 30 mit der vorläufigen Führung der Bezirksgeschäfte zu beauftragen und diesem zu diesem Zweck Bank- und Postvollmacht zu erteilen.
- diesen Kameraden zu beauftragen, in Fühlung mit den Ortsverbänden und den bisherigen Vorstandsmitgliedern eine außerordentliche Bezirkstagung vorzubereiten, bei der ein neuer Bezirksvorstand gewählt wird, ohne Rücksicht darauf, ob eine Entlastung des alten Vorstandes zustande kommen, darf kein Mitgleid desselben in den neuen Vorstand gewählt werden.
- als Verhandlungspartner des Bezirkes Oberbayern zum LV-Vorstand wird Kamerad Dr. Thomas bestimmt
- anschließend an die Wahl des neuen Vorstandes ist die endliche Verteilung der dem Bezirk aus dem olypiaeinsatz zugeteilte Geräte und Ausrüstungen vorzunehmen.
Es wird gebeten dem Kameraden OPPENLÄNDER jede mögliche Unterstützung zur Erfüllung seiner gewiß nicht leichten Arbeit zu gewähren.
Mit kameradschaftlichem Gruß
gez. Meier (Geschätsführer)
. . .
Die angebene Jahreshauptversammlung des Bezirk Oberbayern vom 20. Oktober 1973 auf die im vorstehenden Rundschreiben Bezug genommen wird, war ein einziges Chaos und drohte zu platzen. Nichts hat gestimmt, keine ordentlichen Berichte, Schulden in der Kasse, kein Kassenabschluß, keine entlastung, keine Anträge der OV`s wurde behandelt, der Vorsitzende warf das Handtuch.
Die OV`S Geretsried, Starnberg und Wolfratshausen stellten den Antrag, ohne Entlastung des alten Vorstandes einen neuen kommisarischen Vorstand zu wählen um handlungsfähig zu bleiben. Die Kasse sollte überprüft und erst dann bei Vorlage des Ergebnisses über die Entlastung entschieden werden. Darauf trat der gesamte alte Vorstand aus Protest gegen dieses Misstrauen zurück. Der Eklat war da.
Als anwesender Gast des Bundespräsidiums wurde ich vom damaligen stellvertretenden Leiter Nord, Richard Rosipal gebeten, als neutraler Beobachter zu versuchen die Hauptversammlung zu Ende zu bringen und einen kommissarischen Vorstand wählen zu lassen. Dieser Bitte kam ich nach, ohne die versteckte Fuangel zu erkennen die darin bestand, dass kein Mitgleid des alten Vorstandes in den neuen kommenden Vorstand sein darf. Da ich natürlich die einzelnen Kameraden von Oberbayern nicht alle persönlich kannte, sind mir einige doch in den neuen Vorstand gerutscht und niemand hat mich darauf hingewiesen, nur hinter vorgehaltender Hand gelacht.
Damit war alle Mühe für die Katz und das vorstehende Rundschreiben das Ergebnis. Die nächste, von mir angesetzte außerordentliche Hauptversammlung mit Neuwahlen ging dann am 05. Januar 1974 dank der vorangegnanenen Arbeit der von mir eingesetzten Revisoren, mit einigen Kurven um ausgelegte Fangeisen, die ich sicher erkannte udn umgehen konnte, über die Bühne.
Der neue Vorstand des Bezirks Oberbayern war geboren und ich konnte meine kommisarische Tätigkeit einstellen und den Bezirk an Bernhard Kepfelsberger übergeben. Doch hatte diese Hauptversammlung für mich ein Nachspiel, wie sich sehr schnell zeigte.
Einige Ortsverbände im südlichen Bereich von München hatten schon während der vorangegangenen Tagungen gemeutert und ihre Unzufriedenheit mit der Führung des Bezirk Oberbayern offen gezeigt.
Nachdem ich nun die Geschäfte abgegeben hatte, kamen sie auf mich zu mit der Bitte, sie bei der Absplitterung vom Bezirk Oberbayern und der Neugründung eines eigenständigen Bezirks zu unterstützen. Sie suchten einen "starken Mann" zur Verwirklichung.
Sie fühlten sich von der Münchner Mannschaft schon seit langem vernachlässigt, um nicht zu sagen übergangen und ausgenommen. Vor allem wurden sie bei der Bezuschussung und Geräte- und Materialzuteilung allzu oft übergangen und nicht berücksichtigt. Dafür aber kamen die Münchner allzu gerne im Sommer an den schönen Wochenenden an die Wachstationen der bayerischen Seen, -mit Frau und Kind selbstverständlcih - um sich zur "Rettungswache" anzubieten und mit dem Motor-Rettungsboot zu fahren. Daß so etwas nicht gut gehen kann ud die eigenen Mannschaft verschnupft, war vorauszusehen.
So entstand die Alternative, - entweder wir gründen einen eigenständigen bezirk mit einer von uns gewählten Vorstandschaft, oder wir gehen geschlossen zur wasserwacht. Jedenfalls wollten sie mir den Münchnern nichts mehr zu tun haben.
Es war bicht einfach, hier ihne Porzellan zu zerschlagen zu vermitteln. ich habe es versucht und mich dafür zur verfügung gestellt und es hat sich gelohnt.
Die Gründung
Um bestehen zu können brauchten die Rebellen natürlich zuerst einmal einen starken Bezirksvorstand mit den entsprechenden Führungsqualitäten und Durchsetzungsvermögen, den haben sie sich dann auch ausgesucht und gefunden.
Nachdem sich der damalige stellvertretende LV-Vorsitzende Prof. Dr. Thomas, mit dem ich mich in Verbindung gesetzt hatte, bereit erklärte als Bezirksleiter zu kandidieren, wenn ich ihn als Stellvertreter unterstütze, war es nicht mehr schwer die weiteren Ämter zu besetzen.
Sehr zum Ärger des Landesverbandes übrigens, der lange Zeit -vielleicht sogar bis heute -, nicht über diese rebellion hinweggekommen ist, haben sich die Rebellen damals durchgesetzt.
Es ging sogar verhältnismäßig schnell, dann schon am 27. März 1976 fand in der Gaststätte Wienerwald in Tegernsee die Gründungsversammlung des neuen Bezirks statt.
Alle waren sie gekommen und hatten gewählt!
Trotz massiver Störungsversuche einer Gruppe Oberbayern, trat ein was niemand der eifersüchtig wachenden Nachbarn für möglich gehalten hatte, - die Rebellen brachten ohne Geburtswehen oder Komplikationen einen kompletten, handlungsfähigen Vorstand auf die Beine.
Dieser bei der Gründungsversammlung gewählte Vorstand wurde am 15.Mai 1976 bei der ersten konstituierenden Sitzung in der Gaststätte Wienerwald in Tegernsee komplett in seinen Ämtern bestätigt und nahm seine Arbeit auf.
Damit war der neuen Bezirk südlich von München geboren.
Er gab sich, -sehr zum Gespött anderer, neidischer Nachbarn - den Namen Alpenland.
erster gewählter Vorstand vom 27. März 1976
1. Vorsitzender | Prof. Dr. Ing. Klaus Thomas |
2. Vorsitzender | Robert Oppenländer |
Schatzmeister | Uwe Neubert |
Technischer Leiter | Jürgen Kräkel |
stellv. Technischer Leiter | Dieter Müggenburg |
Bootswart | Erich Sedlmaier |
stellv. Bootswart | Raimund Conzem |
Tauchwart | Eberhard Werner |
Arzt | Dr. med. F.X. Moser |
Presse- und Werbewart | Hans-Dieter Poster |
Ehrenrat (Vors.) | Burkhard Hofmann |
Kassenprüfer | Werner Rampfel |
Kassenprüfer | Wendelin Schnitzenbaumer |
Jugendwart | Bernd Vatheuer |
stellv. Jugendwart | Martin Rhote |
Die Gewählten nahmen die Wahl an und wurden alle bei der konstituierenden Sitzung am 15.Mai 1976 in ihren Ämtern bestätigt.
Dieses Gespött ist sehr bald verstummt, als man allerorts und auch beim LV merkte, wie ernst hier auf einmal DLRG-Arbeit betrieben wird und welche Kraft und Schwung hier wieder zum Einsatz kam.
Aktivitäten sollte man nicht allein in Geld messen. Trotzdem soll gesagt werden, dass der Kasstenstand des Bezirks, der bei Gründung Null DM betrug, durch Zuschüsse der zugehörigen Ortsverbände schon bei der konstituierenden Sitzung DM 298,- erreichte, obwohl der Bezirk Oberbayern sich weigerte irgendeinen Betrag entsprechend der ausgeschiedenen Ortsverbände an den neuen Bezirk abzugeben.
Gemeinsam fingen der Bezirksvorstand und die Ortsverbände an, sich das Geld zu beschaffen.
Als erstes wurde eine professionelle Altkleider und Altpapiersamlung angeleiert, die uns monatlich die dringenden Finanzmittel brachte, so dass später sogar die Bezirke Schwaben und Oberbayern anschlossen und davon profitierten. Sie ging bis in die späten 90 Jahre. Obwohl es auch Ärger mit den professionellen Sammlern gab, war die Erschließung dieser Finanzmittel wichtig und der Grundstock für die heutige stabile Finanzsituation des Bezirkes.
1980 brachte die gemeinsame Feier von 50 Jahre DLRG im Regierungsbezirk Oberbayern die beiden Bezirke kurzfristig wieder einandner näher, aber der Stachel saß zu tief. Nur die Jugend der beiden Bezirke kam sich näher und funktionierte, mindestens bis heute.
Nachdem die Anfangszeit vorbei war, traten einige Mitglieder der Gründungsvorstandschaft ganz bewusst bei den nächsten Wahlen nicht mehr zu einer weiteren Kandidatur an. Sie setzten sich selbstverständlich auch weiterhin durch aktive Mitarbeit an anderer Stelle für den Bezirk ein und entlasteten damit oftmals die amtierenden Kameradinnen und Kameraden. Dadurch wurde es gleichzeitig den jüngeren Mitgliedern möglich, sich zu profilieren und den Vorstand immer auf einem hohen, engagierten udn kameradschaftlichen Niveau zu halten. Das hat dem neuen Vorstand geholfen sich in jeder Richtung gegenüber anderen Bestrebungen, ob von innen oder außen, durchsetzen.
Nur durch das Zusammenhalten und das "Wir"-Gefühl der Gründerzeit wurde die magere und karge Anfangszeit überwunden und später ausgebaut und gefestigt. Leider mussten anstelle der Geld bringenden Sammlungen, -die uns auch viel Ärger gebracht hatten, - ab 1990 neue Geldquellen schlossen werden.
In den vergangen Jahren wurde sowohl bei der Schulung und Ausbildung auf allen Ebenen, bei der Rettungswachttätigkeit, wie auch der der Image-Pflege und der Mitarbeit innerhalb des Landesverband Bayern, vom Bezirk Alpenalnd gute, ja hervorragende Arbeit geleistet.
Bis heute hat sich das Bestreben der kameradschaftlichen "Miteinander-Arbeit" im Bezirk und seinen Gliederungen erhalten und wird hoffentlich der Grundstock für weiter gute Zusammenarbeit und Ergebnisse bleiben.
Ortsverbände und deren Vorstizende im Bezirk Alpenland bei der Gründung waren:
OV | Vorsitzender | Geschäftsstelle |
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OV Garmisch | Oskar Honolka | Garmisch-Patenkirchen |
OV Geretsried | Hans-Dieter Poster | Geretsried |
OV Gmund | Wendelin Schnitzenbaumer | Finsterwald |
OV Prien | Hans-Karl Rummel | Prien |
OV Seeon | Johann Hofer | Seeon-Truchtlaching |
OV Starnberg | Karl Höppel | Starnberg |
OV Tegernsee | Wilhelm Mayer | Bad Wiessee |
OV Teisendorf | Hermann Niedermeier | Teisendorf |
OV Traunstein | Josef Wiesheu | Traunstein |
OV Wolfratshausen | Alfons Krauser | Hohenschäftlarn |